«Eine Zusammen-arbeit mit den Nachbarn wäre sinnvoll»

Benedikt Boucsin und Anna List haben als Stadtplanungs-Team mitgearbeitet. Sie sprechen über das Ergebnis, die Rolle der angrenzenden Parzellen und darüber, wie es mit der entstandenen Dynamik weitergehen könnte.

 

Wir stehen nun kurz vor dem Ergebnisforum am 18. Juni. Seid ihr Planer*innen schon fertig, oder gibts letzte Arbeiten?

Restlos alles ist nie bereit, wichtig ist, dass wir es sind. Natürlich gehen wir alle Details noch einmal durch, schauen uns alles an. Aber zeichnen tun wir jetzt nichts mehr. Vor allem aber freuen wir uns auf die Präsentation und die Diskussionen.

 

Ohne den Inhalt der vorwegzunehmen: Auf dem Tisch liegen nun zwei Varianten, worin unterscheiden sie sich?

Das Hauptresultat ist ja eine Art Syntheseplan, in dem die wichtigsten Punkte beider Varianten konzentriert sind. Die Varianten selber zeigen zwei unterschiedliche Möglichkeiten auf, wie das durchgespielt werden könnte. Zum Beispiel die Frage, ob man das bestehende Hochhaus erhalten soll und was das bedeuten würde, in städtebaulicher Hinsicht oder für die Verdichtung. Ausserdem geht die eine Variante von einer stärkeren Durchmischung von Familien und Senior*innen aus als die andere.

 

Das heisst, ich muss mich als Betrachter nicht für A oder B entscheiden, es gibt auch ein Dazwischen?

Ja, genau. Im Anschluss wird es ja ein Wettbewerbsverfahren geben, dieses können wir nicht vorwegnehmen. Das anstehende Ergebnisforum mit der gemeinsamen Reflexion unserer Varianten spielt eine wichtige Rolle in der Vorbereitung dieses Schrittes.

 

Eine Variante schliesst umliegende Grundstücke mit ein, die nicht der SAW oder der Stadt gehören und auf denen heute bereits Bauten stehen. Wird es nicht sehr kompliziert, wenn man die Eigentümer*innen alle einbinden will?

Wir haben bei vergangenen Projekten erlebt, dass aufgezeigte städtebauliche Möglichkeiten bei Eigentümer*innen umliegender Parzellen wirklich etwas anstossen können. Sie erhalten ja eine neue Perspektive auf ihr Eigentum. Das kann sehr anregend sein. Derzeit laufen ja vereinzelt schon Gespräche. Wir haben gemerkt, dass an manchen Stellen eine Zusammenarbeit mit den Nachbarn sinnvoll wäre. Aber wir mussten auch Überlegungen anstellen, wie man unabhängig von den Grundstücksnachbarn agieren kann.

 

Das heisst, es ist noch nichts entschieden?

Einige Nachbarn haben bereits signalisiert, dass sie derzeit nicht mitmachen möchten. Aber bei einem solchen städtebaulichen Projekt gehts darum, aufzuzeigen, was in zehn oder zwanzig Jahren möglich ist. Die Dinge können sich verändern. Das Ergebnis unserer Arbeit ist robust genug, um künftige Entwicklungen ein Stück weit aufzunehmen.

 

Wenn Sie zurückschauen auf den Beginn des Prozesses, bevor Sie losgelegt haben: Was hat sich verändert in ihrem Blick auf den Felsenrain?

Vielleicht denken wir ein bisschen landschaftlicher als zu Beginn. Am Anfang haben wir den Ort eher als Siedlung wahrgenommen. Auch dank der Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekt*innen haben wir erkannt, dass der Felsenrain an einen Grünraum angeschlossen ist. Vor allem aber haben wir mit der Zeit immer stärker bemerkt, wie heterogen und kompliziert er ist. Heute betritt man eine Siedlung und denkt, das könnte sie auch bleiben. Aber der Felsenrain wird künftig vielfältiger, allein schon, weil mit SAW, SWkF und GFA drei Kooperationspartnerinnen beteiligt sein werden, die sich koordinieren müssen.

 

Haben Sie im Auftaktforum und später im Austausch mit anderen bei den Testplanungs-Workshops besondere Erkenntnisse gewonnen?

Das Auftaktforum war für uns eher informativ. Wir konnten die Aufgabe kennenlernen und die Gesichter dahinter. In den drei Workshops mit etwa halb so vielen Leuten haben wir wahnsinnig viel gelernt. Das Tolle war, dass es nicht wie üblich eine Art Fachjury-Feedback an uns gab. Stattdessen fand ein echter Dialog zwischen ganz unterschiedlichen Partner*innen statt. Wir haben in den Workshops auf allen Ebenen viel dazu gelernt. Es ist auch das erste Mal, dass wir beide uns speziell mit Alterswohnen auseinandergesetzt haben. Die Workshops haben sehr dabei geholfen, uns in die Thematik hineinzufinden.

 

Ihre Arbeit wird nun beendet sein. Es ist eine spürbare Dynamik entstanden. Wie rettet man nach Abschluss dieser Mitwirkungsphase nun eine solche Energie in die nächste Phase hinüber?

Es liegt jetzt an der Bauherrschaft, dass sie den weiteren Prozess so gestaltet, damit das nicht abflacht. Wir könnten uns etwa vorstellen, dass im nächsten Schritt, dem Wettbewerb, eine öffentliche oder halböffentliche Jurierung durchgeführt wird. Interessant wäre es auch, aus dem Kreis der Involvierten wieder am Ort selber, am Felsenrain, zusammenzukommen. Bei einem grösseren Projekt würde man nun an einer speziellen Zwischennutzung arbeiten, um damit den Prozess am Laufen zu halten. Das ergibt sich hier wohl nicht. Aber das Areal irgendwie zu bespielen, wäre schon sinnvoll. Damit all das, was in den letzten Monaten entstanden ist, nicht wieder in Vergessenheit gerät.

 

Anna List und Benedikt Boucsin

Benedikt Boucsin ist Architekt und Partner des Büros BHSF mit Standorten in Zürich und München. Anna List ist ebenfalls Architektin bei BHSF mit dem Schwerpunkt Städtebau. Die beiden bilden eines von vier Planer*innenteams.

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«Die Stimmen wurden zu einem Konzert gebündelt»

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«Beim Felsenrain öffnet sich der Raum erstmals»